"stenelle - belle" Roberto, Skipper der RPD 70 Pelagos, ist von der Streifendelfin-Sichtung offensichtlich gerührt. Er sitzt in seinem Deckshaus und steuert seine RPD70 wieder auf die geplante Rasterroute.
Die Pelagos ist im Ligurischen Meer vor San Remo in Auftrag und Zusammenarbeit mit dem Tethys Research Institute unterwegs. Das Institut hat ausgewiesene wissenschaftliche Kompetenz und internationale Anerkennung in Bezug auf Wal- und Delfinforschung und Schutz. Im Golf von Genua bis zur Nordspitze von Korsika ist ein Schutzgebiet für diese Meeressäuger eingerichtet, das nun seit Jahren schon Platz für Beobachtung und Forschung ist. Tethys ist sehr darauf bedacht, ihre Arbeit und Forschungsergebnisse an die lokale Bevölkerung und alle Interessierte weiterzugeben.
In der Fahrt, an der wir teilnehmen, kommen die freiwilligen Forschungsassistenten aus Italien, Deutschland, GB, den USA und eben Österreich. An Bord ist ein erfahrenes Forschungsteam von Meeresbiologen, das nach festgelegtem Plan Einsicht und Mitarbeit an den Methoden der Feldforschung ermöglich.
Angefangen von optischer Sichtung über akustische Ortung und Aufzeichnung mit den Hydrophonen geht das Repertoire bis zur Stoppuhr, mit der die Tauchzeiten und die Atemfrequenz bestimmt werden.
In diesem Rahmen ist in - auch für Laien gut verdaulichen - Vorträgen an Bord über die Wale und Delfine des Mittelmeers einiges zu erfahren – über deren Lebensweisen, wo und warum sie dort zu sichten sind, aber auch über die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind. Leider ist festzustellen, dass manche Populationen aus einigen Gebieten schon stark dezimiert oder gar gänzlich verschwunden sind.
"Blooow!!!" tönt es von der Beobachtungsplattform auf dem Deckshaus. Roberto reckt seinen Kopf durch das Seitenfenster nach oben. wobei er aber gleichzeitig noch den beiden Gashebeln der Maschinen einen ordentlichen Schub nach vorne gibt. Eva oben auf der Plattform blickt nicht nach unten, steht schlicht an der richtigen Seite, ruft nichts mehr als "portside" und richtet den gestreckten Arm in die Richtung wo die Wasserfontäne.
Als Segler gefällt so ein Manöver natürlich. Diese Mannschaft ist auf die Sache eingespielt, ein Person-over-Board-Manöver wäre hier kein Problem. Der Ausguck verliert in keinem Augenblick die Richtung der Sichtung, der Rest der Mannschaft greift die allzeit bereiten Spiegelreflexkameras und bezieht Position an der Reling im Bugbereich. Die Pelagos zieht bei 9 Knoten Fahrt ordentlich aufgewühltes Kielwasser hinter sich, die Sichtung ist eine knappe Seemeile entfernt.
Roberto weiß das und spürt schon den Bereich, wo der Wal wieder nach oben kommen wird. Er kuppelt aus und geht auf Parallelkurs. Perfekte Schätzung. Anders als bei so manchen "naturliebenden" Whale-Watchern geht es seitens des Forschungsteams von Tethys aktiv nie näher als 100 Meter an die beobachteten Tiere heran und schon gar nicht mit eingekuppelter Maschine. Warum das so wichtig sein kann, werden wir in der Woche noch zu sehen bekommen.
"pffffhhhhh......" der 18 Meter-Finnwal kommt an die Oberfläche und atmet aus.
Geschmeidig, kaum eine Welle entsteht, als der zirka 50 Tonnen schwere Meeressäuger mit seinem Rücken die Wasseroberfläche zum Durchatmen durchbricht. Fünf, sechs Atemzüge nehmen sie, bevor sie wieder zu einem Tieftauchgang für 20 Minuten abtauchen
Meist sind sie nach dem Tauchgang nicht mehr zu orten, bei der durchschnittlichen Geschwindigkeit von 7 bis 8 Knoten, erreichen aber Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 18 Knoten, sind sie schließlich in der Lage erst in 3 Meilen Entfernung wieder aufzutauchen. Wenn wir die Richtung kennen würden - nun, wir wollen ja ein und dieselbe Gruppe nicht den ganzen Tag verfolgen und stören...
.. und wie und wann an den Forschungsfahrten teilgenommen werden kann, ist entweder direkt über uns zu erfahren oder bei Tethys zu erfahren.